Board Readiness: Es geht ums Ganze.

Jul 06, 2025

Das Thema Frauen in Führung hat eine neue Dynamik gewonnen. Nach einigen Irritationen der letzten Monate - ausgelöst durch die Amtierenden in USA  – gibt es jetzt Rückenwind vom deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz. Beim zehnjährigen Jubiläum der Initiative Chef:innensache in Berlin hat er deutliche Worte gefunden – Worte, die überraschen, gerade auch im Kontext seiner bisherigen öffentlichen Positionierung.

In seiner Rede würdigte er die Arbeit der Initiative, lobte das Engagement von Unternehmen für mehr Gleichstellung – und sprach sich mit Nachdruck für mehr Frauen in Führungspositionen aus. Besonders auffällig war seine klare wirtschaftspolitische Argumentation:


„Chancengerechtigkeit steigert unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Wenn wir unsere Freiheit, unseren Wohlstand, unsere Sicherheit und den Frieden bewahren wollen, dann brauchen wir Sie – die Frauen – gerade auch in den Führungspositionen.“

 

Er hob hervor, dass rechtliche Gleichstellung allein noch keine tatsächliche Chancengleichheit bedeutet und benannte offen, dass viele Unternehmen weiterhin Zielgrößen von „null Frauen“ in ihren Gremien melden – eine Realität, die er deutlich als „nicht akzeptabel“ bezeichnete.

 

„Ich will, dass Deutschland zu einem Land wird, in dem diese gläserne Decke tatsächlich der Vergangenheit angehört.“

 

Das ist ein starkes Statement – vor allem von einem Kanzler, der bislang nicht als leidenschaftlicher Verfechter feministischer Politik bekannt war.

Wir begrüßen den Ton und nehmen diese Worte als politisches Bekenntnis ernst. Wir wissen, dass wohlformulierte Reden ein wichtiges Signal sind. Jetzt müssen konsequente, strukturelle und gesetzgeberische Maßnahmen folgen und wir bereit dafür sein.

Board ready? Was heißt das konkret für Frauen, die heute ein Mandat anstreben? Welche Kompetenzen zählen wirklich – und wie gelingt der Einstieg in ein Gremium jenseits von Symbolpolitik?


Klartext vom Experten für Boardbesetzungen: Was heute wirklich zählt

Um Antworten darauf zu finden, haben wir mit Kai Horten gesprochen, Partner bei Xellento Executive Search und Board Xperts. Als erfahrener Gremienvermittler gibt er klare Antworten – und räumt mit Mythen auf.

Welche Qualifikationen und Erfahrungen sind heute besonders gefragt, wenn es um die Besetzung von Aufsichtsrats- oder Beiratsmandaten geht – und wie unterscheiden sie sich je nach Branche oder Unternehmensform?

Wir sehen derzeit deutlich steigende Anforderungen an die Qualifikation. Gefragt ist die Fähigkeit, zu aktuell brennenden Themen inhaltlich relevante Beiträge liefern zu können und nicht zuletzt die Bereitschaft zu einer intensiveren Art der Zusammenarbeit mit dem Vorstand oder der Geschäftsführung.

Neben den regulatorischen Anforderungen an den Aufsichtsrat haben sich durch die zunehmende Intensität des operativen Geschäfts zusätzliche Kriterien ergeben. Gerade in Zeiten der „Polykrise“ bekommt die Doppelrolle als Aufsichtsinstanz und Berater einen besonderen Stellenwert. In diesen Krisenzeiten ist ein eher beratend/begleitender Ansatz auf Augenhöhe als „Sparringspartner“ gefragt.

Das erfordert neben einem eigenem track-record mit operativer Verantwortung auf C-Level vor allem eine „relevante Sprechfähigkeit“ zu den aktuellen Herausforderungen – eine Mischung aus „war stories“ aus vergangenen Jahrzehnten oder nur das Zitieren aus der Zeitungslektüre ist bei weitem nicht mehr ausreichend.

Familienunternehmen sind meist auf langfristiges und nachhaltiges Geschäft angelegt, man will die Tradition bewahren – es oft wird in Generationen statt in Quartalen gedacht. Da die Familie oft bestimmt, können auch Konflikte in der Familie das Unternehmen beeinflussen.

PE-geführte Unternehmen dagegen sind auf kurzfristige Wachstums- und Gewinnmaximierung ausgelegt, es braucht etwas überspitzt gesagt KPI-gesteuerte Maschinen, die etwas bewirken können. Hier holen wir Menschen in den Vorstand, die Themen angehen, die seit Jahrzehnten, manchmal Jahrhunderten nicht angepackt wurden. Das heißt nicht, dass das eine schlechter ist als das andere, jedes erfüllt seinen Zweck. Es bedeutet vielmehr, dass man unterschiedliche Typen braucht, die wenigsten können nämlich beides gleich gut.

Gibt es Themen, die derzeit besonders gefragt sind?

Da die Anforderungen an die Gremienarbeit signifikant steigen, müssen die Aufsichtsrats- und Beiratsmitglieder zunehmend über relevantes Fachwissen etwa zur Digitalisierung oder Cybersecurity verfügen. Noch fehlt dazu in vielen Kontrollgremien das spezifische Know-how, aber das ändert sich. Zunehmend finden sich dort Expertinnen und Experten für Nachhaltigkeit, Cybersecurity und die digitale Transformation. Inhaltlich treten zusätzlich Supply Chain Management in Zeiten geopolitischer Verwerfungen und Künstliche Intelligenz in den Vordergrund. Profunde Finanzkenntnisse, M&A-Erfahrung und ein exzellentes Netzwerk gehören inzwischen selbstverständlich zu den Grundbefähigungen von Aufsichtsräten und Beiräten.

Wie gelingt der Einstieg ins erste Mandat? Welche Wege siehst Du in der Praxis – und was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Heutzutage werden Aufsichtsräte und Beiräte immer mehr über externe unabhängige Dienstleister gefunden, wenngleich eine externe Beratung gerade im Mittelstand noch nicht selbstverständlich ist. Doch das wird sich in den kommenden Jahren ändern. Es kann also helfen, den Kontakt zu professionellen Vermittlern oder Plattformen zu suchen und an einschlägigen Veranstaltungen teilzunehmen. 

Was können und sollten Frauen selbst tun, um sich gezielt auf ein Mandat vorzubereiten? Welche Rolle spielen Sichtbarkeit, Positionierung und persönliche Klarheit über den eigenen Wertbeitrag?

Es lohnt sich, zur Vorbereitung folgende Fragen mit großer Offenheit und Klarheit herauszuarbeiten:

  • Warum will ich Aufsichtsrätin werden?
  • Wo will ich Aufsichtsrätin werden? Welchen Mehrwert kann ich dort bringen?
  • Wann will ich Aufsichtsrätin werden?
  • Was habe ich Besonderes zu bieten?
  • Welche Genehmigungen brauche ich?
  • Wie muss ich auftreten?
  • Wer kann mich unterstützen?
  • Welche Maßnahmen kann ich dazu ergreifen?

Ohne operative Erfahrung geht es nicht. Wer ein Mandat will, sollte wirklich unabhängig sein und bleiben sowie ein ausreichendes Zeitbudget mitbringen. Aufsichtsrat oder Beirat sind keine Ausbildungsberufe, eine entsprechende Qualifizierung oder eine Zertifizierung kann aber sinnvoll sein.

Darüber hinaus gilt es, die eigenen USPs herauszuarbeiten und ein Netzwerk aufzubauen. Gerade dieser Punkt sollte nicht unterschätzt werden. Tauschen Sie sich mit etablierten „Berufs“- Aufsichtsräten aus und lernen Sie aus deren Fehlern. Außerdem kann es sinnvoll sein, die eigene Sichtbarkeit durch relevante Artikel, Kommentare und Diskussionsbeiträge in Verbänden und Social Media Plattformen zu steigern.

Was sind häufige Missverständnisse oder Fehleinschätzungen bei Frauen, die sich für ein Mandat interessieren – und was würdest Du ihnen raten, frühzeitig zu klären?

Aufsichtsräte werden berufen, eine Bewerbung ist unüblich. Kandidatinnen sollten in jedem Fall spezifisches Wissen über ihre Rechte und Pflichten als Aufsichtsrätin oder Beirätin mitbringen.

Arbeiten Sie für sich nüchtern und selbstkritisch heraus, weshalb Sie für ein bestimmtes Unternehmen wirklich relevant sein könnten. Nur in Jahren Geschäftsführung „ehrenvoll ergraut“ zu sein oder lediglich das Attribut „weiblich“ zu erfüllen, reicht sicher nicht.

Und machen Sie sich keine Illusion was die Vergütung angeht: Sofern es Ihnen nicht gelingt, Multiaufsichtsrat in mehreren DAX-Konzernen zu werden, wird man Sie anständig entlohnen, Sie werden aber keine Reichtümer anhäufen.

Was gibst Du Kandidatinnen mit, um souverän und gut vorbereitet in den Auswahlprozess zu gehen?

Zur Vorbereitung gehören folgende Punkte:

  • Informieren Sie sich
    • über das Unternehmen und seine Governance-Struktur
    • über die Gesellschafter
    • über den Aufsichtsratsvorsitzenden
    • über das Verhältnis zwischen Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzenden
    • über die aktuellen und strategischen Herausforderungen des Unternehmens
  • Führen Sie Gespräche mit:
    • Aufsichtsratsmitgliedern
    • Vorstandsvorsitzenden
    • Finanzvorstand
  • Und nicht vergessen:
    • Das erste Mandat ist das schwierigste.
    • Das Mandat sollte zu Ihnen passen.
    • Haben Sie Geduld.

 

Fundierte Vorbereitung statt Zufallstreffer

Mandatsarbeit erfordert mehr als Interesse. Es braucht, neben den fachlichen Grundlagen, Haltung, Wissen – und ein reflektiertes Verständnis der eigene Rolle im Gremium.

Genau hier setzt das 2TOP Board Readiness Programm an.
In Kooperation mit der börsenzertifizierten Management Alliance bietet das Programm eine fundierte, praxisnahe und persönlichkeitsorientierte Vorbereitung auf Mandate – für Frauen, die in Beirats- oder Aufsichtsratsmandaten wirksam wirken wollen. 

Das erwartet dich:

  • Starke persönliche Positionierung: Mit Kommunikationsprofis und erfahrenen Aufsichtsrät:innen entwickelst du ein tragfähiges, authentisches Boardprofil – jenseits oberflächlicher Labels.
  • Einblicke in echte Mandatsrealität: Von Ausschussarbeit über kritische Fallstudien bis zur Gremienkultur – du lernst, was Mandatsarbeit wirklich bedeutet.
  • Vernetzung & Sparring: Der Executive Search Profi gibt Hintergrund zu Nachfrage und Wege in ein Mandat und teilt Erfahrungen aus Besetzungsprozessen. Der Austausch mit aktiven Aufsichtsrät:innen beim abendlichen Dinner gibt dir Einblick in unterschiedliche Gremienherausforderungen und eröffnet dir ein belastbares Netzwerk.
  • Flexibilität & Tiefe: Präsenzformate am Tegernsee, ein persönliches Workbook, digitale Selbstlerneinheiten, Q&A-Sessions und ein Lernforum – du lernst in deinem Tempo, mit klarer Struktur alles, was dich für ein Mandat fit macht.Bereit für dein erstes Mandat?

Lerne das Programm unverbindlich kennen:

Am 18. Juli von 9:00–9:30 Uhr stellen Elke Benning-Rohnke (2TOP) und Gabriele Bornemann (Management Alliance) das Programm im Rahmen unserer kostenlosen Brain Snacks vor – kompakt, praxisnah und mit Raum für deine Fragen.

HIER geht es zur Anmeldung. 


Unsere Praxistipps - drei Dinge, die dich sofort weiterbringen

Nicht jede ist sofort bereit für ein Mandat. Aber jede kann beginnen, die Weichen dafür zu stellen. Drei Schritte, die dich heute schon voranbringen:

1. Werde zur Expertin für ein Zukunftsthema

KI, Cybersecurity, Nachhaltigkeit – Gremien suchen händeringend nach Expertise in diesen Bereichen. Investiere gezielt in Weiterbildung zu einem dieser Themen und positioniere dich als Spezialistin. Ein Zertifikat oder eine Fachpublikation können bereits den Unterschied machen.

2. Nutze den "Advisory-First"-Ansatz

Bevor du ein Vollmandat anstrebst, sammle Erfahrungen als Beraterin in Projektgruppen oder temporären Gremien. Familienunternehmen und Scale-ups bieten oft solche Chancen – und sie sind der perfekte Testlauf für beide Seiten.

3. Schluss mit dem Warten auf die perfekte Gelegenheit

Mandate entstehen nicht durch Zufall. Erstelle eine Liste von 20 Unternehmen, in denen du dir ein Mandat vorstellen könntest. Recherchiere deren Aufsichtsräte, identifiziere Connections und beginne systematisch mit dem Netzwerken. Ein Jahr gezielter Beziehungsaufbau wirkt Wunder.

Bonus-Tipp: Investiere in deine Mandate-Marke. Dein LinkedIn-Profil, deine Vortragsthemen, deine Netzwerk-Gespräche – alles sollte auf "Board Ready" ausgerichtet sein. Erstelle Content zu Governance-Themen, kommentiere relevante Branchen-News und werde zur Stimme, die man mit Führung verbindet.


Du willst darüber hinaus neue Netzwerke erschließen?

Die MyWay Conference am 24. & 25. September 2025 in Berlin öffnet dir Zugang zu Entscheidern aus großen mittelständischen Unternehmen. Sie bring erneut inspirierende Menschen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen, um über Karrierewege, Leadership und die Zukunft der Gremienarbeit zu diskutieren.

Wir haben Sonderkonditionen für die 2TOP und die FidAR Community ausgehandelt.  Mit dem Code FIDAR40_MYWAY2025 kannst Du im Ticketshop der MY WAY im Feld "Promotion Code" deine Vergünstigung einlösen. 

Hier ein Link zu Programm und Speaker:innen. In diesem Jahr wird auch 2TOP Geschäftsführerin Elke auf dem Panel vertreten sein!

 

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