Veränderung gestalten: Warum Frauen auf kluges Stakeholder-Management setzen sollten

May 03, 2025

Veränderungen gehören zum Führungsalltag – und gleichzeitig zählen sie zu den komplexesten Aufgaben in Organisationen. Strategien müssen angepasst, Menschen mitgenommen und Widerstände überwunden werden. Dabei zeigt sich: Wer Veränderungen gestaltet, bewegt sich selten auf neutralem Terrain.

Für Frauen in Führungsrollen ist dieses Terrain oft besonders anspruchsvoll. Nicht, weil ihnen die Kompetenz fehlt – sondern weil sie sich zusätzlichen strukturellen und sozialen Hürden gegenübersehen. Zahlreiche Studien belegen: Veränderungsprozesse werden bei Frauen kritischer beobachtet, abweichendes Verhalten härter bewertet, und politische Spielregeln sind nicht immer transparent oder zugänglich.

Drei zentrale Aspekte verdienen besondere Aufmerksamkeit:

1. Wahrnehmungsverzerrungen und Geschlechterstereotype:
Frauen in Führungspositionen bewegen sich auf einem schmalen Grat. Während Veränderungsprozesse oft mit Durchsetzungsfähigkeit und Autorität verknüpft werden – Eigenschaften, die traditionell männlich konnotiert sind – erwartet man zugleich von Frauen Empathie, Harmonieorientierung und soziale Kompetenz. Weichen sie davon ab, werden sie kritischer beurteilt. Studien wie die Role Congruity Theory (Eagly & Karau, 2002) zeigen: Wer als Frau mutig Veränderung gestaltet, läuft Gefahr, als „zu hart“ oder „weniger sympathisch“ wahrgenommen zu werden.

2. Zugang zu Machtressourcen und Netzwerken:
Veränderung braucht starke Unterstützer:innen. Doch Frauen haben laut Studien (Ibarra et al., 2013) oft weniger Zugang zu den einflussreichen, strategischen Netzwerken, die für erfolgreiche Veränderungsprozesse entscheidend sind. Das bedeutet: Sie müssen zusätzliche Energie investieren, um die nötige politische Rückendeckung aufzubauen.

3. Risikoexposition und das „Glass Cliff“-Phänomen:
Frauen werden nicht selten in Führungsrollen berufen, wenn Organisationen bereits unter Druck stehen – ein Phänomen, das als „Glass Cliff“ bekannt ist (Ryan & Haslam, 2005). Der Einstieg auf schwierigem Terrain erhöht die Risiken: Die Chance, für Misserfolge verantwortlich gemacht zu werden, ist hoch, selbst wenn die Ausgangsbedingungen bereits kritisch waren.

Was heißt das für uns?
Wer als Frau Veränderung gestaltet, bewegt sich in einem komplexen Spannungsfeld. Umso wichtiger ist es, gezielt Stakeholder-Management zu betreiben, Allianzen zu schmieden und die oft unsichtbaren Machtstrukturen innerhalb von Organisationen bewusst zu reflektieren.

Wir bei 2TOP glauben: Je besser wir diese Mechanismen verstehen, desto wirkungsvoller können Frauen Veränderungen erfolgreich und nachhaltig gestalten. Und desto näher kommen wir einer Arbeitswelt, die von echter Chancengleichheit geprägt ist.


Behind the Scenes: Experten-Perspektive

Im Gespräch mit Markus Olbert, Co-Head (Joint Leadership) HR Services Germany BMW Group, beleuchten wir, wie persönliche Interessen, verdeckte Widerstände und Machtpolitik klug und wertebasiert navigiert werden können.

Verdeckte Manöver: Persönliche Motivatoren hinter Widerständen
Was sind die häufigsten „Spielchen“, die dir begegnet sind oder die du beobachtest?

Ich würde die Verhaltensweisen nicht als „Spielchen“ bezeichnen, sondern eher als verdeckte Manöver.
Betroffenen erscheinen sie oft wie Spielchen, weil die Beweggründe dahinter rational zunächst nicht nachvollziehbar sind. Tatsächlich haben diese Manöver meist einen sehr konkreten, persönlich motivierten Hintergrund.

Jeder Mensch bringt persönliche Motivatoren in sein Berufsleben ein – etwa ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung, Status oder Einkommen. Diese inneren Antriebe beeinflussen unser Verhalten oft stärker, als uns bewusst ist.

Ein typisches Beispiel:
Eine Führungskraft, deren intrinsischer Motivator das Führen großer Teams ist, soll im Zuge einer Umorganisation einen Teil ihres Teams abgeben.
Obwohl sie das Ziel fachlich nachvollziehen kann, empfindet sie die Veränderung persönlich als schmerzhaft.
Weil die wahren Gründe nicht offen angesprochen werden können, werden stattdessen scheinbar sachliche Argumente wie Datenschutz- oder Compliancefragen vorgebracht.
Diese verdeckten Widerstände verzögern Veränderungen und erscheinen Außenstehenden oft als "Spielchen" – obwohl sie tief in persönlichen Motivatoren verwurzelt sind.

Hidden Agendas frühzeitig erkennen
Wie erkennen junge Führungskräfte solche verdeckten Widerstände frühzeitig?

In persönlichen Beziehungen spüren wir oft intuitiv, wenn ein Streit nicht wirklich das angesprochene Thema betrifft.
Im Unternehmenskontext hingegen vertrauen wir stark auf die Annahme rationaler Entscheidungsfindung – und übersehen dabei manchmal die wahren Beweggründe.

Wenn in Diskussionen immer neue, scheinbar sachliche Einwände auftauchen, geraten wir leicht in eine Endlosschleife von Widerlegung und neuer Argumentation.

Mein Tipp:
Nach spätestens zwei oder drei Runden innehalten und fragen:

  • Geht es hier tatsächlich noch um die Sache?
  • Oder stehen persönliche, nicht ausgesprochene Interessen dahinter?

Gerade in längeren Auseinandersetzungen lohnt sich dieser Perspektivwechsel.

Widerstände begegnen: Beziehungen als Schlüssel
Wie soll man sich verhalten, wenn Hidden Agendas das eigene Projekt torpedieren? Rätst du Männern und Frauen den gleichen Umgang?

Je besser die Arbeitsbeziehungen sind, desto leichter lassen sich verborgene Motivatoren erkennen und ansprechen.

Ich habe noch nie erlebt, dass zwei Personen mit einer guten Beziehung ein Fachproblem nicht lösen konnten. Umgekehrt scheitern selbst einfache Projekte oft an gestörten Beziehungen.

Mein Ansatz:

  • Identifiziere die zentralen Widerstandsträger mit formellem oder informellem Einfluss.
  • Suche das persönliche Gespräch – abseits von Projektmeetings.
  • Versuche, echte Beweggründe zu erspüren, bevor du weiter an fachlichen Argumenten arbeitest.

Widerstände lassen sich nicht immer vollständig auflösen. Oft reichen kleine Kompromisse, um Projekte wieder in Bewegung zu bringen.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Umgang mit Stakeholdern sehe ich weniger. Es braucht Einfühlungsvermögen, aktives Zuhören und echtes Interesse an der anderen Person – unabhängig vom Geschlecht.

Machtpolitische Strategien: Klug handeln, wertebasiert bleiben
Welche Machttaktiken sollten Frauen nutzen, um ihre Ziele schneller zu erreichen?

Stakeholder-Management sollte darauf ausgerichtet sein, Win-Win-Situationen zu schaffen.

Wer Machtstrategien ausschließlich für eigene Zwecke nutzt, erzielt kurzfristige Vorteile, riskiert aber langfristige Widerstände und beschädigte Beziehungen.
Menschen merken sich, wenn sie benachteiligt wurden – und agieren später entsprechend.

Meine Empfehlung:
Investiere bewusst in Beziehungen und strebe nachhaltige Allianzen an.
Das kostet Zeit und Mühe, zahlt sich aber langfristig aus.

Persönlichkeit schlägt Geschlechterzuschreibungen
Gibt es typische Unterschiede im machtpolitischen Verhalten von Männern und Frauen – und wie können Frauen sich aufstellen, ohne ihre Werte zu verraten?

Ich maße mir nicht an, allgemeingültige Unterschiede im machtpolitischen Verhalten der Geschlechter zu beschreiben.

Erfolgreiches Stakeholder-Management hängt aus meiner Sicht weniger vom Geschlecht ab als von Persönlichkeit, Lebenserfahrung und individuellen Motivatoren.

Wer seine eigenen Antreiber kennt und das eigene Handeln daran ausrichtet, handelt souveräner und erreicht seine Ziele authentischer – unabhängig vom Geschlecht.
Und: Motivatoren verändern sich im Laufe eines Berufslebens. Es lohnt sich, diese Entwicklung regelmäßig zu reflektieren.

Abschlussgedanke

Zum Abschluss ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry, das die Essenz erfolgreichen Stakeholder-Managements wunderbar einfängt:

„Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem großen und schönen Meer.“


Unsere drei Praxistipps:  

So stärkst du deine Veränderungsvorhaben nachhaltig!

1. Baue Beziehungen frühzeitig auf:

Identifiziere Schlüsselpersonen früh und pflege aktiv den Kontakt – bevor du ihre Unterstützung brauchst. „You need a friend in every department“.

2. Verstehe Interessenslagen und Konstellationen von Macht und Einfluß :
Höre genau hin, was Stakeholder bewegt. Nimm Playmobil Figuren und stelle die Konstellation deiner Stakeholder nach. Wer steht wo und wie nah beieinander. Du wirst überrascht sein, welche neuen Blicke das öffnet.

3. Organisiere aktiv den Flurfunk:
Lass Erfolge und Fortschritte klar und regelmäßig kommunizieren. Das stärkt Vertrauen, Rückhalt und unterstützt den Erfolg deines Vorhabens.


Jetzt die Weichen stellen: Vernetze dich mit den neuen Entscheider*innen!

Deutschland hat eine neue Regierung – und damit beginnt eine Phase, in der wichtige Weichen für Wirtschaft und Gesellschaft neu gestellt werden. Gerade jetzt ist der direkte Kontakt zu den zukünftigen Entscheider*innen in Politik und Wirtschaft entscheidend.

Treffe die Zukunftsmacher*innen auf dem Ludwig Erhard Gipfel (LEG) – auch bekannt als das "deutsche Davos" – der vom 7. bis 9. Mai 2025 am Tegernsee stattfindet.

Exklusiv für 2TOP: 25 % Rabatt auf alle Tickets
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Wenn du den kompletten 2,5-tägigen Gipfel erleben möchtest, haben wir ein weiteres exklusives Angebot für dich. Melde dich dazu direkt bei unserer Geschäftsführerin Elke Benning-Rohnke unter: [email protected].


Vormerken: MyWay Conference am 24. & 25. September 2025

Die MyWay Conference bringt erneut inspirierende Frauen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen, um über Karrierewege, Leadership und die Zukunft der Gremienarbeit zu diskutieren.

In diesem Jahr wird 2TOP Geschäftsführerin Elke auf dem Panel vertreten sein!

Für unsere Community werden wir bald exklusive Codes für eine vergünstigte Teilnahme bereitstellen – also schon jetzt vormerken und gespannt bleiben!


 

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